Frankfurt/Oder (big). Hochoffizielle Festakte müssen nicht langweilig
sein: In der Geburtstagsstadt sorgten dafür unter anderem ein mahnender
wie komplimentierender Hans N. Weiler, kecke Mitglieder vom Theater
im Schuppen, ein schwungvolles Staatsorchester und der Slubicer Bürgermeister
mit Päckchen. So voll war die Konzerthalle lange nicht. Es mussten für
den Festakt zur 750-Jahr-Feier sogar noch zusätzlich Stühle hereingetragen
werden. Martin Patzelt dankte allen Gästen, den Beteiligten am Festumzug,
den Orga-nisator(inn)en und so weiter: "Dank ist die Quelle für Glück."
Er bat, mit Blick auf die versammelte Riege der Landesminister/in- nen,
"die Nöte der Gemeinden nicht aus den Augen zu verlieren". Der OB dankte
auch seinen Vorgängern im Amt: Fritz Krause, Wolfgang Denda und Wolfgang
Pohl. Dafür wurde er vom Ministerpräsidenten gelobt - "für diesen Beitrag
zur politischen Kultur". Matthias Platzeck betonte, dass Frankfurt (Oder)
der Brandenburger Geschichte prägende Impulse gegeben habe. "Das wird
auch so bleiben." Nach ihm zogen mit Remmidemmi Mitglieder des Theaters
im Schuppen ein. Laut, verschmitzt, ironisch sinnierten sie über die
Stadt am Fluss und bereiteten dem Festredner die Bühne. Hans N. Weiler
meinte denn auch: "So toll bin ich noch nie eingeführt worden." Der
Gründungsrektor der Europa-Universität sparte nicht mit Kritik, Lob,
Ratschlägen und Mutmachen. Frankfurt (Oder) sei ein Ort, wo die Nationalsozialisten
schon früh einige ihrer besten Wahlergebnisse erzielen konnten. Doch
mit Namen wie Walter Kor sing, Paul Feldner, Pfarrer Herr mann von der
bekennenden Kir che und anderen verbinde sich auch eine stolze Tradition
des Widerstandes gegen Hitler. Der Ehrenbürger lobte die Fähigkeit der
Menschen hier, schwierige Situationen kreativ zu meistern und machte
das am Beispiel deutlich: Die Computertechniker an der Uni - allesamt
aus dem Halbleiterwerk - hatten es beim Hochwasser 1997 geschafft, das
gesamte Rechenzentrum aus dem bedrohten Kellergeschoss in den ersten
Stock zu verlagern, ohne den Zugriff auf die Rechner zu unterbrechen.
Weiler wünscht sich: "In fünfzig Jahren, bei der 800-Jahr-Feier von
Frankfurt, müsste dieser Stadt der Ruf vorangehen, zu einem lebendigen
Treffpunkt der europäischen Jugend, der europäischen Wissenschaft, der
europäischen Technologie, der europäischen Musik, des europäischen Sports
geworden zu sein." nsgesamt ein kurzweiliger wie srbaulicher Vortrag.
Nach all den anhebenden Worten schaffte es der Slubicer Bürgermeister
doch loch dem Ganzen einen draufzu-;etzen: Ryszard Bodziacki /vünschte
sich, dass "wir heute zu zählen beginnen, den ersten gemeinsamen Tag
von Frankfurt (Oder) und Slubice". Und dann sagte er auf Deutsch: "Ich
möchte, dass Frankfurt (Oder) und Slubice gemeinsam eine neue Zeit in
der EU mitgestalten." Dafür bekam er prompt Applaus. Die ganze Zeit
hatte er ein Geschenkpäckchen bei sich. Er habe einen Briefträger an
der Brücke getroffen, der seinen Pass vergessen habe und deshalb übernehme
er jetzt dessen Aufgabe. Im Kistchen waren 750 Postkarten-Grüße von
Slubi-cer(inne)n und Schüler(inne)n an das 750-jährige Frankfurt (Oder).
Unter Begleitung der Stadtwache wurden Oberbürgermeister und Ministerpräsident
aus dem Saal geleitet. Sie hatten noch eine verantwortungsvolle Aufgabe
zu erledigen: Im Foyer wartete schon eine fünfstöckige Festtagstorte
auf den Anschnitt. Der anschließende Empfang zog sich über Stunden hin.
Der Oberbürgermeister sang sogar noch.